4/13/2015

FROSCHSUCHE, VIEL KÄSE UND (K)EIN FÄNZY REZEPT

Es ist des Menschen liebstes Smalltalk-Thema. Hat man Kopfschmerzen muss es als Ursache herhalten – überhaupt ist es an allem Schuld. Man verflucht es oder man ist hell (sprich wolkenlos) begeistert: Das Wetter! Und wer hat es erfunden? Sonnenklar! Die Schweizer! Pardon, die Schwyzer! Und zwar jene aus dem Muotathal. Hier weiß man, wie Wetter geht. Zumindest die landesweit bekannten Muotathaler-Wetterfrösche, die "Wetterschmöcker", wie sich eine Handvoll alter Männer nennt, die aus allen möglichen Zeichen der Natur auf das Wetter schließen und jeweils im April und Oktober Prophezeiungen für den bevorstehenden Sommer oder Winter machen. Ob’s immer stimmt, ist eine andere Sache.
Der Wetterbericht aus dem Radio für vergangenen Donnerstag stimmte auf jeden Fall exakt und war kurz und schlicht. Schön. Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Doch, vielleicht noch dies: 13 Stunden Sonnenschein am Stück! Das untrügliche Zeichen in die Wanderschuhe und ins Auto zu steigen und sofort los zu fahren. Richtung Innerschweiz.

Als eingefleischte Städterin, staune ich immer wieder, wie man in Kürze von Zürich in eine vollkommen andere Welt eintauchen kann. Ein Stündchen Autofahrt und rundherum ragen Berge mit weißen Kuppen, leuchten grüne Wiesen vor satt blauem Himmel. Die Kühe wohl noch in den Ställen, dennoch ein perfektes Bild –  eine Postkartenschweiz. Und wie es sich in der Schweiz gehört, sind wir nicht einfach planlos unterwegs. Wir besuchen Freunde, die ein paar freie Tage in einem urigen, hoch gelegenen Bauernhaus verbringen.
Die schmale Strasse schlängelt sich vom Tal steil hinauf, doch bereits nach wenigen Kilometern ist Schluss. Auto stehen lassen und zu Fuß weiter. Zuerst noch gemütlich auf einem Weg, doch dann wird unausweichlich klar, das Paradies will hart erkämpft sein. Denn vor uns steht sie, steil und grün, teilweise matschig von schmelzenden Schneeflecken, die Weide, die es nun zu erzwingen gilt. Und zwar querfeldein. Das Haus noch nicht einmal in Sicht... doch keine Bange, wird uns versichert, mit Wille und Schweiß ist man in guten 10 Minuten am Ziel. Kühlschränke und andere sperrige Dinge wurden hier schon raufgeschleppt... Also, keine Sache! 
Das Panorama rundherum verleitet immer wieder zu wohltuenden, kleinen Pausen. Und in der Tat, fast wie von selbst kommt man oben an. In einer anderen, vergangenen Zeit, obwohl, romantisch verklären ist nicht angebracht, denn wie bereits erwähnt, gibt es einen großen Kühlschrank und demzufolge auch Elektrizität, doch eingeheizt und gekocht wird mit Holz.
Hinter dem Haus werden wir mit Alpkäse, Tee und Schnäpschen empfangen. Ein kleiner Bergbach plätschert vorbei, Schneeglöckchen kämpfen sich durch den Restschnee, die Sonne wärmt – eine gefährliche Idylle, die schnell träge macht und dazu verführen könnte, den Nachmittag faulenzend im Liegestuhl zu verbringen. Doch die Wanderschuhe wollen noch etwas erleben!


Da weiter oben doch noch ziemlich Schnee liegt, entscheiden wir uns für eine Route im Tal. Abstieg, kurze Autofahrt zurück ins Dorf und los geht’s entlang dem Fluss, der Muota.
Wie wir bald feststellen, sind wir mitten auf dem sogenannten "Wetterfrosch-Wanderweg" gelandet. Aha. Auf 14 verteilten Tafeln wird erklärt wie das Wetter wird, wenn Vögel heftig pfeifen, Ameisen dicke Bäuche haben oder das Holz abends knackt. Oder so ähnlich. Von Wandern keine Spur, ein Spaziergang, meint man zumindest anfänglich, doch dann geht es plötzlich in die Höhe und führt durch lauschige Wälder, über Sommerweiden, vorbei an (noch) verlassenen Kuhställen und Schafen, die sich nicht für uns interessieren.

Drei Stunden sind verflogen und wir erreichen den Ausgangspunkt, zwar ohne einem echten Wetterfrosch begegnet zu sein, doch dies trübt weder den nach wie vor blauen Himmel noch unsere Stimmung, denn wie zuvor mit unseren Gastgebern vereinbart, kehren wir nochmals zurück ins 'Alpen-Hideaway'. Das Beinmuskeltraining lohnt sich allemal, denn uns erwartet in der warmen Küche ein wunderbar sämiges Fondue aus hausgemachter Muotathaler-Alpkäs-Mischung und nette Gesellschaft – ein rundum stimmiger Abschluss eines perfekten Tages.

Und noch dies: Bei den Bauern, die das Haus weit zurück ganzjährig bewohnten, kam vermutlich kein Fondue auf den Tisch, sondern ein Fänz (oder Fenz). Noch nie gehört? Ich bis heute auch nicht. Laut Internet ein einfaches, typisches Sennengericht der Region. Die Zutaten sind Butter, Mehl, Milch und Salz. Sehr viel Butter! Das ergibt eine Art Getreidebrei, der direkt aus der Pfanne mit Brot gegessen wird. Sehr, sehr deftig. Für hart arbeitende Sennen sicher passend. Aber für uns? Und ein visuelles Highlight ist es leider auch nicht. Trotzdem, neugierig wie ich bin startete ich einen Versuch, allerdings, die süße Beeren-Variante. Und wenn schon denn schon etwas fänzy! Mit Himbeeren. Und viel griechischem Joghurt. Doch selbst mit diesen Streckmitteln ein Killer. Naja....... es wird wohl bei diesem einen Versuch bleiben. Aber ins Muotathal komme ich wieder! Und die Himbeeren esse ich erst einmal pur...
Wer dennoch weiter am Fänz experimentieren möchte, findet hier das Grundrezept. Viel Spaß!


ALL IMAGES © TableTales

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