5/18/2017

WAS ISST EIGENTLICH TRUMP?

Wo ich hinschaue, hinhöre, hingehe. Es geht, wenn nicht um Trump, ums Essen. Um das richtige Essen. Das gesunde Essen. Das wahre, das ehrliche Essen. Das Essen, das uns glücklich macht. Oder zu besseren Menschen. Das Essen, das uns alle eint und Freunde werden lässt. Alles schön und gut. Trotzdem, mir ist schwindlig von dieser Überdosis.
Als ich vor über zwei Jahren anfing TableTales zu schreiben, war Essen zwar ein wichtiges Thema, aber es war nicht omnipräsent. Wen es nicht interessierte, konnte es getrost ignorieren und weiter Fertigpizza essen. Heute dagegen herrscht kulinarische Dauerberieselung auf allen Kanälen. Das Thema wird im wahrsten Sinne ausgeschlachtet – vegan hin oder her. Kein Käseblatt mehr ohne Foodstory. Und eine gleicht der anderen – gestylter Einheitsbrei, der bei mir meist nur noch einen schalen Geschmack hinterlässt. Zeit für einen Naturjoghurt. Oder einen Congee.

Auf den Begriff stieß ich rein zufällig, als ich etwas ganz anderes im Internet suchte. Das Wort machte mich neugierig und schließlich landete ich virtuell in China, der Heimat des Congee (sprich Konschi), der Reissuppe, die aus genau zwei Zutaten besteht: Reis und Wasser.
Der Reis, vorzugsweise Jasminreis, wird mit der zehnfachen Menge Wasser kurz aufgekocht, dann mindesten 1,5 bis zu fünf Stunden geköchelt. Der Reis zerfällt und die Suppe erhält eine sämige Konsistenz, geschmacksneutral, ja, man kann auch sagen fad, daher umso bekömmlicher für alle, die an Übersättigung, welcher Art auch immer, leiden.
Gegessen wird das Gericht traditionell morgens, es passt aber auch zu jeder anderen Tageszeit und je nach Bedarf verscheucht es den Kater, tröstet bei Schlechtwetterdepression oder hilft dem überforderten Magen. Runterfahren, den Schalter auf Null drehen. Ganze Fangemeinschaften schwören einstimmig auf die reinigende Wirkung des Reisbreis – in der Zubereitung gibt es allerdings große Unterschiede und dementsprechend hat das Ergebnis oft nichts mehr mit einem Jook, wie der Wasserreis auch genannt wird, zu tun.

Nicht, dass ich das wirklich beurteilen könnte, ich bin nun beileibe kein Experte der asiatischen Küche. Bei Susanne Zimmel habe ich mir daher einige wertvolle Tipps geholt und auch gleich das Rezept für ein Congee-Topping: süßsauer eingelegter Chinakohl. Denn ein Congee in seiner reinsten Form, das übrigens auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin eingesetzt wird, schmeckt einfach nicht so richtig, da es eben nach nichts schmeckt.

Durch verschiedene Zugaben oder Toppings aber wird aus dem Heilsüppchen ein veritabler Gaumenschmaus: Klein geschnittener Ginger, Koriander, zarter, frischer Spinat, Gurken, Frühlingszwiebelgrün, frische Sprossen, gebratener Tofu, Fleisch- oder Fischbällchen, eingelegter Chinakohl, ein Ei/Eidotter. Oder Tausendjährige Eier – etwas für Mutige.
Zum Würzen eignet sich Sojasoße, geröstetes Sesamöl oder eine Kelle heiße Hühnersuppe, für die Schärfe etwas Chiliöl. Miso, Suppenwürfel oder Suppenwürze haben nichts im Congee verloren. Es kursieren allerdings viele Rezepte, die statt Wasser Brühe verwenden. Wer es nicht lassen kann, sollte wenigstens asiatische Hühnerbrühe verwenden. Ebenfalls ein No-Go sind Zucker, Honig und andere Süßstoffe – sonst sind wir schon bald beim Milchreis oder Porridge.
Die Reissuppe gilt als die reinste Speise überhaupt. Blütenweiß soll das Congee leuchten. Dennoch, auch Einlagen sind erlaubt, die mitgekocht werden: Hühner- oder Schweinefleisch, Fisch, Erbsen, Sojabohnen oder Ingwer.
Ach, fast vergessen! Wer sich darauf gefreut hat zu erfahren, was auf Trumps Speiseplan steht, den muss ich enttäuschen. Die Mühe das herauszufinden, habe ich mir nicht gemacht, feststeht aber, ein Congee ab und an würde wohl nicht schaden.


Congee


Zutaten

100 g weißer Jasminreis
10 dl Wasser


Zubereitung

Zuerst wird der Reis gründlich gewaschen. Den Reis in den Topf geben, in dem er anschließend gekocht wir. Mit Wasser füllen und den Reis mit den Händen durchkneten. Dadurch löst sich die dem Reis anhaftende Stärke und das Wasser wird trüb. Abgießen und den Vorgang drei bis vier Mal wiederholen, bis das Wasser klar bleibt. Nun den Liter frisches Wasser dazugeben.
Den Reis einmal kurz aufkochen und dabei umrühren. Die Hitze so weit reduzieren, dass der Reis bei halb geöffnetem Deckel leicht köchelt. Chinesen legen zwei Stäbchen quer über den Topf und setzen dann den Deckel wieder auf. Dadurch kann Dampf entweichen, aber nicht zuviel, und das Kondenswasser kann am Deckelinneren wieder in den Topf zurückfließen. Spätestens nach einer Stunde brechen die Reiskörner auf und setzen Stärke frei. Dadurch dickt der Brei ein und wird sämig. Die Hitze nochmals etwas reduzieren und weiter köcheln lassen. Ab und zu umrühren und darauf achten, dass nichts anbrennt. Nach insgesamt eineinhalb Stunden ist bereits ein sämiger aber noch leicht körniger Reisbrei entstanden. Ich habe ihn nach dieser Kochzeit vom Herz genommen.
Je länger man kocht, desto sämiger und cremiger wird die Suppe.
Nun mit Toppings nach Belieben belegen.



Süßsauer eingelegter Chinakohl


Zutaten

1 kleinerer Chinakohl (ca. 700 g)
80 ml Erdnussöl
2 EL Sezchuanpfefferkörner
100 g weißer Zucker
150 ml milder Reisessig
2 EL Salz
1 daumengroßes Stück frischer Ingwer
4 große Knoblauchzehen
1 EL Sesamöl
Frühlingszwiebelgrün
2 frische rote Chilis
rotes Chiliöl
gerösteter Sesam zum Servieren


Zubereitung

Den Chinakohl halbieren und den Strunk herausschneiden. Die Blätter einzeln ablösen und waschen. Die Blätter der Länge nach halbieren und dann quer in ca. fünf Zentimeter breite Stücke schneiden. Anschließend den Chinakohl kurz blanchieren,  kalt abschrecken und gut ausdrücken.
Das Erdnussöl erhitzen und die Sezchuanpfefferkörner darin rösten, bis sie dunkel werden, aber nicht verbrennen lassen. Das Öl anschließend durch ein Sieb seihen und noch heiß über den Kohl gießen.
Den Essig mit Salz und Zucker leicht erwärmen, bis sich die Kristalle aufgelöst haben, das Sesamöl dazugeben und ebenfalls über den Kohl gießen.
Den Ingwer und den Knoblauch in feine Scheiben schneiden. Das Zwiebelgrün in ein Zentimeter breite Ringe schneiden und alles zum Gemüse geben.
Die frischen Chilis halbieren, die Samen entfernen, in feine Streifen schneiden und diese kurz in einem Glas lauwarmem Wasser einlegen. Dieser Vorgang entzieht den Chilis einen Großteil der beißenden Schärfe. Anschließend die Chilis durch ein Sieb seihen, nochmals abwaschen und zum Chinakohl geben. Jetzt alles gut durchmischen, mit Haushaltfolie abdecken und ein paar Stunden bei Zimmertemperatur durchziehen lassen. Anschließend servieren oder in den Kühlschrank stellen. Es hält sich mindestens eine Woche. Zum Servieren mit geröstetem Sesam bestreuen und rotem Chiliöl beträufeln.

Ooooommm!

ALL IMAGES © TableTales

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