Die Halle mit Tradition, die Lobby des Zürcher Nobelhotels Baur au Lac, wurde jüngst komplett renoviert und neu (und üppig) ausgestattet. Dementsprechend stand plötzlich eine ganze Armada nicht mehr benötigtes Hotel-Mobiliar im Weg: Sofas, Sessel, Stühle, Lampen, Kristallleuchter, Teppiche, Tischlein und Tische sowie Bilder und Porzellan, werden seit Januar in einer Liquidation feil geboten. Noch bis Ende März kann man an der Uraniastrasse 31 in Zürich ein Stück vergangene Hotel-Geschichte ergattern, die vor über 170 Jahren ihren Anfang nahm. 1844 eröffnete der zugewanderte Österreicher Johannes Baur das luxuriöse Haus am See, als Pendant zum Hotel Baur am Paradeplatz (heute Hotel Savoy Baur en Ville), das der ursprüngliche Bäckergeselle mit gutem Geschäftssinn bereits sechs Jahre zuvor gegründet hatte.
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Sehr viel ging bereits über den Ladentisch des Liquidators Jürg Hoss, doch letzten Donnerstag kam noch einmal eine große Ladung aus dem Lager in die Verkaufsräume. Als ich eintraf, fiel mein Blick bald auf einen Sessel mit intakter, geflochtener Rücken- und Armlehne, schwarz, das Holz etwas abgegriffen, gerade schön – verliebt, gekauft, mitgenommen. Wer zögert, hat’s schon verpasst. Die Entscheidung war richtig, ich finde das Stück Hotel macht sich gut bei uns (Bild unten). Wer weiß, vielleicht saß einst Thomas Mann in diesem Sessel und sinnierte über eine Textpassage – die Manns waren Stammgäste im Luxushaus. Noch früher Sissi, Richard Wagner... später stieg auch der Glamour der 60er-Jahre gerne im Baur ab: Brigitte Bardot, Audrey Hepburn, Sophia Loren zier(t)en die Gästeliste. Aber auch einer der ganz Grossen hinter der Kamera, soll hier residiert haben. Doch dazu später. Erst die wichtige Frage: Was isst man in einer Hotel-Lobby?
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Ganz klar: Ein Club Sandwich. Dazu natürlich French Fries, viel Ketchup und Mayonnaise. Jetzt, da mit unserem neuen, schwarz lackierten Mitbewohner ein wenig Hotelluft durch die Wohnung weht, ist die Gelegenheit da, dieses weltberühmte, mehrstöckige Brotdreieck, das offenbar im Jahre 1894 im Saratoga Gambling Club in Upstate New York erfunden wurde, für einmal zuhause zusammen zu bauen.
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Es ist erstaunlich einfach. Hat man alle Zutaten beieinander, kann die Schichterei beginnen. Auch wenn dieses Sandwich nicht gerade zur Abteilung Health Food gehört, ist es doch ein Lecker-Bissen. Obwohl – einfach reinbeißen in dieses Hochhaus aus Brot ist schwierig. Am besten unkompliziert amerikanisch improvisieren – Besteck ist überflüssig. This is fingerfood! Pommes, Ketchup und Mayonnaise bringen dann noch etwas mehr Chaos auf den Teller. Das gehört nun mal dazu – visuell nicht unbedingt eine Delikatesse... aber da gibt es Abhilfe. Mit einem Film!
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Sitzt man bequem auf dem Sofa in seiner eigenen Wohnzimmer-Lobby, passt am besten ein Streifen aus dem Genre Hotelfilm zum Dinner – eine lange Liste, darum hier nur eine kleine Auswahl, angefangen mit einem Favorit: Lost in Translation. Sofia Coppolas Meisterstück. Wer diesen Film nicht gesehen hat, sollte das spätestens jetzt tun! Ketchup-Liebhaber wählen wohl eher Psycho vom Altmeister (und Hotelgast, siehe oben) Alfred Hitchcock. Oder The Shining, für alle, denen so ein Club Sandwich einfach zu langweilig ist. Und wer es klassisch mag, so wie das Rezept im Anschluss an die Bilder, darf Greta Garbo in Grand Hotel wieder einmal anschmachten. Enjoy!
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Mmmh - heute zum Abendessen - damit wunderbarer Start ins Wochenende und dazu definitiv Lost in Translation! Übrigens: Sehr inspirierender Blog! Freue mich auf weitere Posts! Christa
AntwortenLöschenVielen Dank liebe Christa! Das freut mich! Gutes Gelingen und ein wunderschönes Wochenende — geniesse es! Herzlich Iris
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