2/21/2015

NORMA

Eine frostige Februarnacht drängt uns, das angehende Publikum, durch die hohen Glastüren des Zürcher Opernhauses in die Wärme, hin zur Garderobe. Aus den Mänteln geschlüpft, tragen vereinzelte Damen lang, oder all zu kurz, was nicht immer zur vermutlich beabsichtigten Eleganz verhilft. Frisuren. Cüpli* werden von gespreizten Fingern mit frisch lackierten Nägeln hochgehalten. Galante Herren. Die Ouvertüre.


Die Zeit rückt vor, bald acht, noch ein letzter Blick aus dem Spiegelsaal in die schwarze Zürcher Nacht über den – wie schön! – für einmal unverstellten Sechseläutenplatz, bevor man eintritt in den Zuschauerraum, ins barocke Universum, wo man von rotem Samt, Putti und Goldranken verschluckt wird. Die gegenwärtigen Scheußlichkeiten der Welt bleiben draußen. Obwohl, auch auf dieser Bühne wird fast drei Stunden lang gelitten, gekämpft und gestorben, und natürlich auch leidenschaftlich geliebt. Und vor allem: gesungen. Bald, im 1. Akt erklingt sie, die Arie Casta Diva, mit der einst La Callas unerreichte Maßstäbe setzte. Eindringlich, wunderschön. Bravorufe.


Was Musik betrifft bin ich wohl frei von Talent, auch wenn mir immer wieder versichert wird, dass jeder irgendwie musikalisch ist. Nun, ich bin es wirklich nicht. Umso mehr kann ich mich vom Gesang unbeschwert verführen lassen. Bewundern und staunen: Wie kann ein Mensch so singen? Wie kann man überhaupt etwas komponieren? Ein Mysterium für mich. Ein Zauber.
Es könnte sein, dass auch ein sizilianischer Koch im 19. Jahrhundert dermassen verzaubert war von Vincenzo Bellinis Oper, dass er ein Gericht kurzerhand Pasta alla Norma nannte. Eine andere Legende erzählt vom Schriftsteller Nino Martoglio aus Catania, der so hingerissen war von der Pasta, dass nur ein einziger Vergleich stand halten konnte, nämlich der mit la Norma, die als eine der schönsten italienischen Opern galt... nun, man wird es nie wirklich wissen, aber alla Norma schmeckt herrlich, damals wie heute. 





Pasta alla Norma
Ergibt 4 Teller

Zutaten
2 Auberginen (zusammen 600-700g)
800g Tomaten
1-2 Knoblauchzehen
1 TL Oregano
Wer mag eine kleine Chili Schote, getrocknet
1 Bund Basilikum
Ricotta Salata oder Pecorino
Olivenöl
Salz
Pfeffer
400g Pasta (Penne, Rigatoni oder Spaghetti)

Die frischen Tomaten kann man selbstverständlich auch durch Pelati aus der Dose ersetzen – ist anders, aber auch gut! Apropos frisch: Wie bereits vor einer Woche bei Auberginen mit Tahina erwähnt, gehört natürlich auch dieses Rezept in die Sommerzeit... Keine Auberginen-Rezepte mehr bis im Juli!

Zubereitung
Eine der beiden Auberginen längs halbieren.
3-4 EL Olivenöl in eine Pfanne geben.
Die Hälften mit der Schnittfläche nach unten in die noch nicht erhitzte Pfanne legen. Anschließend auf mittlere evtl. etwas höhere Temperatur erhitzen. Die Schnittflächen ca. 10 Minuten goldbraun braten, dann wenden und nochmals etwa 15-20 Minuten auf der Schalenseite weiter braten.
Aus der Pfanne nehmen und auf Küchenpapier gut abkühlen lassen (diesen Arbeitsschritt kann man auch am Vortag machen).
Die Tomaten in kleine Würfel schneiden. Den Knoblauch und Chilli fein hacken.
Die zweite Aubergine längs in etwa 1 cm dicke Scheiben schneiden, diese wiederum längs in 1 cm dicke Stäbe schneiden und etwa dritteln.
Aubergine-Stäbchen mit Olivenöl in einer Pfanne goldbraun anbraten. Nicht zu kurz, halbrohe Aubergine schmeckt nicht gut. Etwa 2 Minuten bevor man sie aus der Pfanne nimmt Oregano dazugeben und gut durchmischen. Auf einen Teller geben und beiseite stellen.
Wasser für die Pasta aufsetzen.
In die gleiche Pfanne wieder etwas Olivenöl geben, nicht zu stark erhitzen, Knoblauch und Chilli anschwitzen. das Fruchtfleisch der zwei Aubergine-Hälften dazugeben, umrühren bis der Knoblauch gut verteilt ist. Nun die Tomaten und ein Zweig Basilikum (ganz) dazu geben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Verrühren und etwa 3 Minuten zugedeckt köcheln. Deckel wegnehmen und die Flüssigkeit ca. 15 Minuten einkochen bis eine sämige Sauce entstanden ist.
Basilikumzweig entfernen.
Rigatoni, Penne oder Spaghetti al dente kochen.
Abgiessen und in einer Schüssel mit der Sauce, 2/3 der Aubergine-Stäbchen und gezupften Basilikumblätter vermischen. Auf Tellern anrichten, mit den restlichen Aubergine-Stäbchen, Basilikumblättchen und Ricotta- oder Pecorino-Hobel servieren.
Ein Schuss Olivenöl darüber, Pfeffer aus der Mühle – buon appetito!

*Schweizerdeutsch: Ein Glas Champagner

ALL IMAGES © TableTales
Bild 4, links Portrait Maria Callas von Cecil Beaton 1957

2 Kommentare:

  1. Anonym3/03/2015

    alle am Tisch haben sich über diese wunderbare Pasta gefreut! Ein tolles Rezept - freue mich auf die nächsten... Herzlich Nadine

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    1. Oh wie schön cara Nadine – grazie mille! Das freut mich ganz besonders! Sehr herzlich, Iris

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